Photo: Location of the future project between the corn field and the School Forest, November 2014.
The Warm Place oder Die Warme Insel
February 2015
Design der Lebenswelten ist eine Klasse für partizipative Praktiken an der Hochschule für bildende Künste (HFBK) in Hamburg. Wir wurden vom Kunstverein Springhornhof eingeladen zusammen mit und für Schulkinder, die einen Schulwald südlich von Neuenkirchen betreuen, einen Schutzraum zu gestalten.
Projektprozess
Seit Juni 2014 organisieren wir Workshops mit der Klasse 6a der Grund- und Oberschule Neuenkirchen – in der Schule und im Wald.
Im Rahmen des Kunstunterrichts näherten wir uns gemeinsam dem Thema Schutzraum im Wald. Die Schüler haben Modelle von ihren Visionen eines Schutzraumes gebaut, die Nestern, Höhlen und Hügeln von verschiedenen im Wald lebenden Tieren nachempfunden waren. Im Juli 2014 bauten wir ein 1:1 Modell im Wald, das verschiedene Ideen der Schüler vereinte. Es entstand ein von innen begehbarer Hügel – der oben das Erfahren der Natur ermöglicht und unten Schutz vor Wind und Regen bietet.
Währen der Sommerferien entwickelte sich die Idee weiter und wir beschlossen uns teilweise von dieser Schutzhüttenarchitektur zu trennen. Wir stellten uns die Kernfrage, was denn das Wesentliche eines Schutzraums ist, neu. Im Vordergrund sollte das Erleben von und nicht das Abschirmen vor der Natur stehen. Für uns ist ein schützender, aber nicht abschirmender Ort vor allem ein warmer Ort.
Die warme Insel
Wir wollen eine offene Insel gestalten, deren Oberfläche Wärme ausstrahlt. Diese Insel wird (wahrscheinlich) mit Hilfe von Biomeilern auf eine angenehme, fühlbare Temperatur erwärmt.
Es ist ein Ort zum Sein, ein Ort zum Entspannen und ein Ort der neugierig macht die Prozesse der Natur zu verstehen. Der Schutzraum ist in diesem Falle ein offenes Haus ohne Wände, dessen Dach der Wald selbst ist.
Das System, das den Hügel oder die Insel erwärmt, soll verständlich für die Kinder und andere Besucher sein und soll, soweit es geht, zusammen mit den Schülern und anderen Neuenkirchenern gebaut werden. Die Energiegewinnung ist somit Teil des Lehrangebotes des Schulwaldes.
Die warme Insel und ihre Umgebung
Narrativ behandelt das Projekt die Frage nach dem, was als natürlich oder als Natur wahrgenommen wird und damit die Beziehung von Mensch und Natur. Die Beziehung zu der uns umgebenden Natur hat sich gewandelt. In früheren Zeiten mussten Menschen sich gegen „die Natur“ schützen. Schutzhütten waren in Notsituationen Barriere zwischen Mensch und Natur. Ab dem Moment in denen der Mensch sich die Natur zu eigen machte, sie formte und nutzte verschoben sich die Positionen. Heute muss „die Natur“ vor dem Menschen geschützt werden, was nicht immer heißt, dass sich der Mensch nicht komplett zurückzieht. Die warme Insel liegt im Gebiet der Lüneburger Heide. Diese menschgemachte Kulturlandschaft hätte ohne das stetige Eingreifen der Menschen nie existiert und wird heute mühsam erhalten. Auch der Schulwald wird von den Schülern gepflanzt, beobachtet und gepflegt.
Die künstliche Insel zum Verweilen ist ein Ort der verbildlicht, dass Mensch, Flora und Fauna zusammen als Natur verstanden werden können – „Natur“ im Sinne der Idee des „Antroprozän“.